
Unternehmensgründung im Labor: Am Vormittag als Dozent Wissen teilen mit Studierenden – nach der Mittagspause Firmenchef. Drei Absolventen der RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten schlüpfen täglich in beide Rollen.
Der 3D-Druck hat Planung, Konstruktion und Produktion von Komponenten im Maschinenbau längst revolutioniert. Drei RWU-Alumni haben sich dieser Disziplin verschrieben und ein Unternehmen gegründet. Durch ihre Innovationskraft heben sie diese Fertigungsmethode auf das nächste Level.
Was einst als Sondergussbauteil aufwendig hergestellt werden musste, kann heute trotz geringer Stückzahlen wirtschaftlich und in relativ wenig Zeit produziert werden. Der 3D-Druck macht’s möglich. Jonas Leible, Lukas Eichhorn und Christoph Dietenberger – allesamt ehemalige Maschinenbau-Studenten der RWU – haben einen solchen Metall-3D-Drucker im Labor für Additive Fertigung selbst entwickelt und gebaut.
Markante Vorteile
Anfang des Jahres gründete das Triumvirat die Firma „WIRED3D“. Die Kernidee: Durch das ideale Zusammenwirken von Konstruktion, Software und Fertigung erzielen Kund*innen bei der Beschaffung von Maschinenkomponenten deutliche Vorteile im Vergleich zu konventionellen Herstellungswegen. Neben der eigentlichen Fertigung der Bauteile ist ein weiterer Leistungsbaustein des jungen Unternehmens, bestehende Komponenten auch konstruktiv weiterzuentwickeln. Am Ende dieser Entwicklung steht ein 3D-Modell, das dann von der Maschine Schicht für Schicht in Form von geschmolzenem Draht modelliert wird. Ausgangsmaterial dafür ist eine massive Drahtelektrode, was wiederum die Jungunternehmer zu ihrem Firmennamen inspiriert hat: Wired, also verdrahtet.
Kunden vertrauen auf Produktqualität
Die Produktion ist verlässlich und sie ist schnell. Darüber hinaus sind die Materialeigenschaften und die Lebensdauer entscheidende Faktoren auf dem Markt. Gerade hier kommt den drei Gründern ihre Tätigkeit in Lehre und Forschung an der RWU zugute. „Wir merken, dass die Kunden dem neuen Fertigungsprozess zunehmend vertrauen“, berichtet Jonas Leible, der im Team vorrangig für den letztlichen Druck zuständig ist. „Wir untermauern das durch regelmäßige Materialtests der gefertigten Teile.“
Das additive Herstellungsverfahren erlaubt es, Werkstoffe so zu kombinieren, dass ein perfektes Arrangement zwischen Härte und Verformbarkeit zustande kommt. „Wir wissen, dass etwa bei steinbearbeitenden Branchen eine hohe Nachfrage vorhanden ist nach Werkzeugen, deren Funktionsfläche hart ist, die als Bauteil insgesamt aber eine hohe Verformbarkeit aufweisen“, berichtet Lukas Eichhorn. Das erhöht die Lebensdauer der Werkzeuge und verringert die Rüstzeiten.
Unterstützung für RWU-Start-ups
Das junge Unternehmen erhält Unterstützung durch das Förderprogramm „EXIST“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, das insbesondere Studierende, Hochschulabsolvent*innen und Wissenschaftler*innen bei technologieorientierten und wissensbasierten Existenzgründungen unterstützt.
Zudem steht die Hochschule den Start-up-Unternehmern methodisch und beratend zur Seite. „Konkret helfen wir ihnen beispielsweise dabei, die Marktreife zu validieren, Vertriebskanäle aufzubauen, sich auf Pitches vorzubereiten oder die Folgefinanzierung nach EXIST zu sichern“, erklärt Gründungsberater Dr. Henning Wirth, an den sich alle gründungsinteressierten Studierenden der RWU wenden können.
Technologie weiter vorantreiben
Auch nach Ablauf der Förderung wollen Leible, Eichhorn und Dietenberger die individuelle Fertigung von Bauteilen aus Metall vorantreiben. Und natürlich soll WIRED3D ökonomisch-nachhaltig funktionieren. Ein Schlüssel dazu sei eine ganzheitliche Kundenberatung. Die drei Ingenieure wollen Kunden künftig schon bei der Produktentwicklung in das Engineering einbeziehen. So verspricht Dietenberger: „Bei uns können die Kunden den ganzen Prozess mitgestalten.“
Zur Start-up-Förderung an der RWU
RWU Start-up Days
Am 20. und 21. Juni finden an der RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten die Start-up Days statt. Dieses zweitägige Workshop-Event richtet sich an alle, die ihre kreative Seite auslebe möchten, um Startup-Ideen zu entwickeln. Mehr Infos zu den Start-up-Days hier.