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International Academy

Studienwoche in Prag

Die Studienwoche der International Academy führte RWU-Studierende unter anderem ins Carolinum der Karls-Universität Prag
Die Studienwoche der International Academy der RWU führte die Teilnehmenden unter anderem ins Carolinum der Karls-Universität Prag
Bildquelle:
privat

Studierende der RWU Hochschule-Ravensburg-Weingarten erlebten eine abwechslungsreiche Studienwoche in Prag. Auf dem Programm standen Besuche renommierter Universitäten, Einblicke in internationale Unternehmen wie Škoda und Pilsner Urquell sowie wertvolle kulturelle Erfahrungen. Die Teilnehmenden profitierten dabei gleichermaßen akademisch, interkulturell und persönlich.

Studienwochen werden seit einigen Jahren jedes Semester im Rahmen eines Wahlfachs der International Academy für in- und ausländische Studierende angeboten. „Das benotete Wahlfach International Business Project erfreut sich einer hohen Resonanz bei den Studierenden, die für ihre Studienleistungen 5 ECTS und ein Zertifikat erhalten“, so die Leiterin der International Academy, Professorin Dr. Barbara Niersbach. „Die Studierenden können neben der akademischen Horizonterweiterung, businessbezogenes Know-how und interkulturelle Kompetenzen sammeln“, bestätigt das Leitungsduo der Studienwoche Professor Dr. Eberhard Hohl und Dr. Nayan Kadam.

Besuch eines UNESCO-Welterbes 

Zum Auftakt der Studienwoche stand der Besuch der Prager Burg, der größten geschlossenen Burganlage der Welt und UNESCO-Welterbe, auf dem Programm. Die Studierenden überquerten hierzu die Moldau vorbei an Heiligenstatuen über die 520 Meter lange mittelalterliche Karlsbrücke (Karlův most). Im Mittelpunkt des akademischen Programmteils stand der Besuch der berühmten Karls-Universität, eine der ältesten Hochschulen Europas mit etwa 56.000 Studierenden. Professorin Dr. Denisa Čiderová von der Partneruniversität in Bratislava bereitete diesen Besuch vor. Sie fungierte auch als akademische Begleiterin der Studienwoche.

Auf dem Hauptcampus empfing Professorin Dr. Věra Jourová, ehemalige Vizepräsidentin der Europäischen Kommission-Values and Transparency, die Studierenden. Sie gab eindrucksvolle Einblicke in aktuelle EU-Regulierungen im digitalen Raum. Ihre Ausführungen zum Digital Services Act und AI-Act verdeutlichten die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit digitalen Plattformen und künstlicher Intelligenz. Barbara Niersbach führte in ihrer Rolle als Auslandsbeauftragte der Fakultät Technologie und Management Kooperationsgespräche mit Professorin Věra Jourová in ihrer Rolle als zuständige Prorektorin der Karls-Universität.

Ein weiterer Höhepunkt des akademischen Programms führte die Weingartener Studierenden zur renommierten Prague University of Economics and Business (VŠE). Die 1953 gegründete Hochschule zählt zu den führenden Wirtschaftsuniversitäten in Mittel- und Osteuropa. Rund 14.000 Studierende aus über 80 Nationen lernen hier in einem internationalen Umfeld. Die Studierenden wurden vom Leiter des Center for Business Ethics & Sustainability Management, Professor Dr. Dušan Kučera, empfangen. Nach der Präsentation des Centers hielt er eine Vorlesung zum Thema Wirtschaftsethik und unternehmerische Verantwortung.

Kooperation mit Partnerhochschule

Barbara Niersbach nutzte die Gelegenheit, zusammen mit ihren Kollegen Eberhard Hohl und Nayan Kadam eine Kooperationsvereinbarung mit der VŠE zu schließen. Nach einem Rundgang über den Campus zusammen mit Studierenden der VŠE endete der Besuch bei einem gemeinsamen Mittagessen in der Universitätsmensa.

Einblicke in die Industrie

Der businessbezogene Programmteil der Studienreise brachte die Gruppe nach Mladá Boleslav, dem Sitz des Škoda Stammwerks. Dort erhielten die Studierenden im Rahmen einer Werksführung spannende Einblicke in die Fahrzeugproduktion des traditionsreichen Automobilherstellers. Besonders eindrucksvoll: Rund 65 % der Einwohner Mladá Boleslavs arbeiten bei Škoda – und das Werksgelände ist flächenmäßig größer als das Fürstentum Monaco. Produziert wird nach dem „Just-in-Sequence“-Prinzip, wobei ein Fahrzeug in nur vier Stunden fertiggestellt wird. Die Werksführung wurde im Škoda Museum abgeschlossen, wo die Gruppe in die Geschichte des Automobilherstellers eintauchte. So erfuhren die Studierenden unter anderem, dass der beliebte Škoda Octavia seinen Namen erhielt, weil er das achte Modell des Unternehmens nach dem Zweiten Weltkrieg war. 

Eine weitere Werksführung bekamen die Studierenden bei der Pilsner-Urquell-Brauerei in Pilsen. Die Brauerei existiert seit 1842. Die Führung bot viele spannende Einblicke: Das Wasser stammt aus 100 Meter tiefen Quellen, der Hopfen aus dem Norden Tschechiens. Die Produktion ist beeindruckend: Pro Stunde werden auf jeweils zwei Produktionslinien insgesamt 60.000 Flaschen und 110.000 Dosen abgefüllt. Eine spezielle Recycling-Linie säubert und sortiert Flaschen, die bis zu 27 Mal wiederverwendet werden können, bis diese entsorgt werden. Der Name „Pils“ stammt übrigens von dieser Brauerei – sie war die erste, die diesen Biertyp herstellte. Exportiert wird heute in über 50 Ländern. „Dass wir solch interessante Einblicke in so große Unternehmen wie die Pilsner Brauerei bekommen, hätte ich nicht erwartet – das finde ich richtig klasse“, sagte Marius Löffler, Betriebswirtschaftslehre und Management-Student.

Besuch der Industrie- und Handelskammer

Der Abschlusstag führte die Gruppe zur Deutsch-Tschechischen Industrie- und Handelskammer (DTIHK). Ihr Hauptsitz liegt am Prager Wenzelsplatz – einem geschichtsträchtigen Ort. Die Studierenden wurden von Bernard Bauer, dem Geschäftsführer der DTIHK, empfangen. In seiner lehrreichen Präsentation gewährte er der Gruppe inspirierende Einblicke in die Arbeit der Kammer mit Buchtipp: „Perfekt geplant und genial improvisiert: Erfolg in der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit.“ Die Kammer versteht sich als Brücke zwischen den Ländern Deutschland und Tschechien. Sie begleitet Unternehmen beim Markteintritt ins jeweilige Nachbarland, unterstützt mit Marktanalysen, rechtlicher Beratung, Kontaktvermittlung, Seminaren und Events. Deutschland ist seit den 1990er Jahren Tschechiens wichtigster Handelspartner – allein 2023 gingen über 32 % der tschechischen Exporte dorthin. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Automobilindustrie: Tschechien zählt zu den weltweit führenden Autoteileexporteuren pro Kopf und ist Deutschlands größter Zulieferer. 

Die Studienwoche wurde am Scientific Information Center der Karls-Universität abgeschlossen. Im Mittelpunkt stand eine Bibliotheksführung mit neuen „Lernwelten“ rund um innovative Didaktik, Medien und Methodik. Der Abschlussworkshop der Studienwoche erfolgte in der Bibliothek zusammen mit Professorin Čiderová und dem Leitungsduo. Hier wurde die Woche anhand der interkulturellen Tagebücher der Gruppe reflektiert und die Erkenntnisse diskutiert. Es wurde deutlich, dass jeder Teilnehmende der Studienreise wertvolle Lernerfahrungen mit nachhause nimmt. „Die Studienwoche in Prag hat mich rundum begeistert, weil ich zusammen mit einem gemischten Team akademisch, unternehmensbezogen und kulturell für meine persönliche und professionelle Entwicklung sehr profitiert habe“ so Andy White, Student von der Partneruniversität BCIT Vancouver.

Text:
Prof. Dr. Eberhard Hohl, Dr. Nayan Kadam