
Weingarten – Die Euregio-Ringtagung fand dieses Jahr an der RWU statt und stand unter dem Motto „Gemeinsam aktiv gegen sexuelle Belästigung“. Neben drei Gastvorträgen und vertiefenden Workshops konnten die Teilnehmenden im Foyer des RWU-Hauptgebäudes die tags zuvor eröffnete Ausstellung „Kunst gegen Missbrauch“ besuchen.
Die Ringtagung ist eine Kooperationsveranstaltung von drei Hochschulen aus dem Dreiländereck: Studierende, Lehrende und Interessierte der RWU aus Weingarten als auch der Fachhochschule Vorarlberg und der Ostschweizer Fachhochschule nahmen daran teil. Abwechselnd wird sie von der dortigen Fachrichtung Soziale Arbeit veranstaltet und orientiert sich thematisch an aktuellen Themen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.
Gewalt an Frauen geht trotz Maßnahmen nicht zurück
„Man sieht nur das, was man weiß. Und wir als Hochschulen haben den Auftrag, Wissen zu produzieren und dieses weiterzugeben. Dieses Wissen führt zum Sehen, Hinsehen und letztendlich zu einer Verbesserung“, so der Rektor der RWU, Professor Dr. Thomas Spägele, bei seiner Begrüßung.
Den Eröffnungsvortrag hielt Dr. Monika Schröttle, Professorin an der RWU in dem Studiengang Soziale Arbeit und Teilhabe. Sie beleuchtete die Forschungslage aus den USA und Deutschland zu sexueller Belästigung an Hochschulen, zu Risikofaktoren und möglichen Maßnahmen. Auch wenn bereits viel getan wurde, so Monika Schröttle, „die Gewalt gegen Frauen ist nicht zurückgegangen. Das ist ein soziales und ein kulturelles Problem.“ Neuere Gegenbewegungen und Rückschläge, unter anderem aus den USA, stellen alle vor neue Herausforderungen, wie mit dem Thema umgegangen werden müsse.
Dr. Anke Lipinsky vom GESIS-Leibniz Institut für Sozialwissenschaften stellte eine Studie vor, die unterstrich, dass es sich bei sexueller Belästigung und Gewalt nicht um Einzelfälle handelt. „Es ist ein systemisches Problem, wir wissen alle um die Machtdifferenzen und wir müssen eine Evidenz schaffen“, so Lipinsky. Die Leiterin des Referats Forschung und Vernetzung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Nathalie Schlenzka, machte in ihrem Impulsvortrag deutlich, dass es bei Diskriminierung und Belästigung „immer um die Wirkung bei den Betroffenen geht und nicht um die Intention der Täter*innen.“ Daher müssten Hochschulen schnell mit Sanktionen eingreifen, um Betroffene besser zu unterstützen, ergänzte Michaela Spandau, Vertrauensanwältin für sexualisierte Belästigung in Hochschul- und Kultureinrichtungen BW.
Workshops und Ausstellung „Kunst gegen Missbrauch“
Am Nachmittag hatten die Gäste die Möglichkeit, an einem der angebotenen Workshops teilzunehmen. In diesen vertieften die Leiter*innen zentrale Themen und erarbeiteten gemeinsam mit den Teilnehmenden konkrete Ansätze und Perspektiven. Die Workshops setzten unterschiedliche Schwerpunkte: Von stereotypen Denkmustern und unbewussten Vorurteilen, die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz beeinflussen können, über das Erkennen und aktive Angehen von Sexismus an Hochschulen bis hin zur Rolle von Nähe-Distanz-Graubereichen und deren Machtwirkungen im (Hochschul-)Alltag.
In Anlehnung an die Wanderausstellung „Kunst gegen Missbrauch“, die Fotografien von Orten sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen zeigt, entstand ein Workshop unter der Leitung der Künstlerin Nessi Nezilla und Professorin Dr. Julia Wege. Die Teilnehmenden setzten sich dabei fotografisch mit dem Thema sexuelle Belästigung auseinander.
Text: Kathrin Wöhrle
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- PM_17_2025 Euregio-Ringtagung: Sehen. Hinsehen. Handeln (PDF, 478.75 KB)Pressemitteilung zur Euregio-Ringtagung 2025 an der RWU