Auf dem Campus der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) entstehen Ideen, die oft über die Grenzen der einzelnen Studiengänge hinausgehen. Studierende der Fakultät für Maschinenbau und der Fakultät für Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege schlossen sich zusammen, um Produkte zu entwerfen, die Pflegekräften und Patienten den Alltag erleichtern. Interdisziplinäre Zusammenarbeiten wie diese werden im Rahmen des Hochschulprojekts TEA-House von der Hochschuldidaktik der RWU begleitet. Beteiligt ist auch das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Forschung Baden-Württemberg.
Interdisziplinäre Entwicklung und Herstellung
Ziel des TEA-House ist es, studentische Handlungskompetenzen durch anwendungs- und projektorientierte Lehre zu fördern. Dabei soll ein Bewusstsein für gesellschaftliche Herausforderungen über die eigenen Fachgrenzen hinaus geschaffen werden. Beteiligt waren in diesem Fall Studierende der Studiengänge Maschinenbau, Energie- und Umwelttechnik, Fahrzeugtechnik und Pflege.
Die Pflegestudierenden fungierten als Auftraggeber und beratende Experten. „Ihre Aufgabe bestand darin zu überlegen, welche aktuellen Herausforderungen bei der häuslichen Pflege in den Bereichen Nahrungsaufnahme, Mobilität und Ankleiden bestehen“, sagt Professorin Dr. Maria Mischo-Kelling. Es sei vor allem der häusliche Kontext, in dem sich die alltägliche Pflege abspiele, so die Professorin für Theorie und Praxis der klinischen Pflege.
Absprache und Planung über die Grenzen der eigenen Spezialisierung hinaus werden von den Beteiligten als bereichernd empfunden, haben aber auch Anschlusspunkte an das spätere Berufsleben der Studierenden. „Themenübergreifende Aufgabenstellungen erfordern Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams. Dies trifft besonders für Unternehmen zu, die sich stark in Richtung Digitalisierung und Globalisierung engagieren.“, sagt Professor Dr. Robert Bjekovic, Professor für Maschinenbau. Der Kommunikation komme in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle zu.
Prototypen mit Praxisbezug
Ein Beispiel für die entstandenen Produkte ist der ergonomische Handadapter. Manche Patienten und Patientinnen leiden an unkontrollierten und erhöhten Muskelanspannungen, etwa in Hand und Arm, sogenannte Spastiken. Alltägliche Situationen, wie der Umgang mit Besteck oder das sichere Halten von Gegenständen, werden dadurch erschwert. Der Handadapter zielt zum einen darauf ab, den Griff der Betroffenen zu stabilisieren, zum anderen soll bei der Nutzung ein Trainingseffekt erzielt werden. Das ermöglicht mehr Autonomie im Alltag.
Hergestellt wurden die Prototypen im 3D-Druck-Verfahren, das heißt, der Kunststoff als Grundmaterial wird Schicht für Schicht aufgetragen. Eine Fertigungsart, die in der Industrie eine immer größere Rolle spielt. Von dort gäbe es auch schon Interessensbekundungen an einigen Resultaten der Kooperation, sagt Markus Dumschat, akademischer Mitarbeiter der Fakultät Maschinenbau und der Hochschuldidaktik. „Wir haben bereits Kontakt zu einzelnen Betrieben, so dass für manche Ergebnisse des Projekts die Chance besteht, tatsächlich in die Praxis zu kommen.“
Text: Michael Pfeiffer / Markus Dumschat
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