Direkt zum Inhalt Direkt zur Hauptnavigation Direkt zum Fußbereich
Pressemitteilung

Das Unsichtbare benennen: Missbrauch im Fokus von Kunst und Wissenschaft

Gruppenbild mit Künstlerin und den Fotograf*innen
Ausstellungseröffnung "Kunst gegen Missbrauch" an der RWU mit (v.l.n.r.) Fotograf Armando Milano, Professorin Dr. Barbara Niersbach, Rektor Professor Dr. Thomas Spägele, dem Präsidenten des Landeskriminalamtes Andreas Stenger, dem CDU Landesvorsitzenden Manuel Hagel, Künstlerin Nessi Nezilla, dem Ravensburger Polizeipräsidenten Uwe Stürmer, Professorin Dr. Julia Wege und dem wissenschaftlichen Direktor für Gesundheits- und Bioproduktionstechnikmedizinischen des Fraunhofer Instituts IPA Dr. med. Urs Schneider.
Quelle:
RWU

Weingarten – Am 7. Mai wurde im Foyer des Hauptgebäudes der RWU die Ausstellung „Kunst gegen Missbrauch“ der Künstlerin Nessi Nezilla eröffnet. Begleitende Vorträge, unter anderem vom CDU Landesvorsitzenden Manuel Hagel machten deutlich, wie wichtig es ist, das Thema Missbrauch im öffentlichen Raum anzusprechen und konsequent aufzuarbeiten.

Bei der Begrüßung der rund 150 Besucherinnen und Besucher betonte Rektor Professor Dr. Thomas Spägele die Aufgabe von Kunst und Wissenschaft, auch auf unbequeme Themen hinzuweisen. Die rot leuchtenden Installationen der Ausstellung zeigen Fotografien von Orten, an denen sexueller Missbrauch stattgefunden hat. „Die Aufgabe der Kunst ist es mit dem Finger darauf zu zeigen und Aufmerksamkeit zu schaffen“, so die Künstlerin Nessi Nezilla. „Aber wir müssen auch genau überlegen, was wir zeigen können. Wie werden die Opfer damit umgehen, wenn sie die Bilder in der Ausstellung sehen? Wir mussten viele Ebenen bedenken.“

Impulse aus Politik und Kriminalprävention

Neben den Fotografien ist auch ein Kreuz aus Plexiglas zu sehen, das mit Schnullern gefüllt wurde. Die Schnuller stehen symbolisch für die Kindheit, die Unschuld und den Schutz von Kindern und machen auf den Missbrauch im kirchlichen Umfeld aufmerksam. Nezilla erklärt, dass jedes Kind potenziell gefährdet ist und das schon von Geburt an. Die Fotografien der Ausstellung zeigen vordergründig alltägliche Orte: ein Kinderzimmer, Umkleidekabinen, ein Kirchenraum, eine Waldhütte, Toilettenräume, Klassenzimmer. Nur das Wissen, dass diese Orte Tatorte sind, rückt sie in ein ganz anderes Licht. Gleichzeitig wird deutlich, dass sexualisierte Gewalt überall passieren kann und passiert.

Professorin Dr. Julia Wege, die an der RWU im Studiengang Soziale Arbeit lehrt und über die diese künstlerische Kooperation zustande kam, führte durch die Veranstaltung. Der Vorsitzende der CDU Baden-Württemberg und der CDU-Landtagsfraktion Manuel Hagel betonte in seinem Impulsvortrag die Bereitschaft einer Gesellschaft gerade auch dorthin den Blick zu richten, „wo es wehtut. Genau deshalb, weil sie die Wirklichkeit ernst nimmt und den Finger in die Wunde legt, ist diese Ausstellung so wertvoll“, so Manuel Hagel.

Der Präsident des Landeskriminalamtes Andreas Stenger ging in seinem Vortrag auf die Rolle der Ermittler ein. Vor allem das Verständnis für kindgerechte Vernehmungen sei dabei von größter Wichtigkeit. „Ich freue mich daher, wenn ich im Rahmen von Abschlussarbeiten der RWU wissenschaftlich und investigativ befragt werde, denn daraus schöpfen wir auch eine Evidenzbasierung für unsere tagtägliche Arbeit.“ Nicht zu unterschätzen, so Stenger, sei mittlerweile auch die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz, die große Mengen an Bildmaterial auf möglichen sexuellen Missbrauch vorsortiere.

Gesellschaftliche Verantwortung im Fokus

In einer anschließenden Podiumsdiskussion betonten die Teilnehmenden die Bedeutung der Prävention und der Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure im Kampf gegen sexuellen Missbrauch. Uwe Stürmer, Polizeipräsident in Ravensburg machte deutlich, dass dieses Thema alle Menschen in der Gesellschaft etwas angehe, sie hinschauen und sich informieren sollen. Dr. Urs Schneider vom Fraunhofer-Institut IPA erklärte ein Forschungsvorhaben, das innovative Ansätze zur Kriminalprävention entwickelt. Rückhalt erhält er dabei von Julia Wege, die das interdisziplinäre Projekt auf Landes- und Bundesebene beratend begleitet. Beide machten deutlich, dass Forschung und Prävention Hand in Hand gehen müssen, um wirksam gegen sexualisierte Gewalt vorgehen zu können.

Im Anschluss an die Diskussion hatten die Besucherinnen und Besucher Gelegenheit, die Ausstellung zu besichtigen und sich mit den gezeigten Installationen und Fotografien auseinanderzusetzen. „Ich wünsche mir, dass die Ausstellung Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben kann und dass sie aktiv etwas bewegt“, erklärte Künstlerin Nessi Nezilla zum Abschluss.

 

Über die Ausstellung: Künstlerin Nessi Nezilla konzipierte die Wanderausstellung gemeinsam mit den Fotograf*innen Felicitas Yang und Armando Milano. Mit Fotografien, die Orte von sexuellem Missbrauch dokumentieren, möchten sie auf das drängende und oft übersehene Thema aufmerksam machen. Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Juni im Foyer der RWU (Doggenriedstraße 70 in Weingarten) für die Öffentlichkeit zugänglich. Anschließend wird sie bundesweit an Hochschulen und öffentlichen Einrichtungen zu sehen sein. Neben dem Fraunhofer Institut, dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg, der RWU Hochschule-Ravensburg ist auch die World Childhood Foundation Kooperationspartner.

Text: Kathrin Wöhrle 

Downloads