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Hochschulfinanzierung

Drei Rektoren im Austausch mit der Politik

Die drei Hochschulrektoren im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Axel Müller und Staatssekretär Dr. Michael Meister
Die drei Hochschulrektoren (von links) Dr. Thomas Spägele (RWU), Dr. Karin Schweizer (PH) und Dr. Herbert Dreher (DHBW) im Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Axel Müller und Staatssekretär Dr. Michael Meister. Bild: Bundestag
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PH

Die Landesrektorenkonferenzen Baden-Württembergs fordern erhebliche finanzielle Zuwendungen des Landes für den anstehenden Hochschulfinanzierungsvertrag und die Jahre 2021 bis 2025. Die Hochschulen im Land benötigten eine ausreichende Finanzierung zur Sicherung ihrer Strategiefähigkeit, um bei wachsender Konkurrenz und beschleunigtem Wissensaufbau auf neue Entwicklungen reagieren und bestehende Aufgaben und Anforderungen bewältigen zu können, betonten die drei Hochschulrektoren, Professorin Dr. Karin Schweizer (Pädagogische Hochschule Weingarten, PH), Professor Dr. Thomas Spägele (RWU Hochschule Ravensburg-Weingarten University of Applied Sciences) und Professor Dr. Herbert Dreher (Duale Hochschule Baden-Württemberg, DHBW Ravensburg) bei einem Treffen mit Dr. Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, und dem regionalen CDU-Bundestagsabgeordneten, Axel Müller, auf dem Martinsberg.

Die von den Hochschulen geforderten 1.000 Euro mehr pro Student seien lediglich eine Angleichung der Grundfinanzierung an die gestiegenen Studierendenzahlen, so Rektor Spägele (RWU). In verschiedenen Hochschulbereichen gebe es dringenden Handlungsbedarf. Eine Vielzahl an zukunftsweisenden Projekten müsse zwingend angegangen werden, um mit Digitalisierung und Modernisierung Schritt halten zu können und um wettbewerbsfähig zu bleiben.

11.000 Studierende an drei Hochschulen

Der aktuelle Hochschulfinanzierungsvertrag läuft noch bis Ende 2020. „Wie es danach finanziell mit der PH weitergeht, ist offen“, sagte PH-Rektorin Schweizer. Bereits jetzt sei nicht genügend Geld da, um die vielfältigen Aufgaben zu bewältigen. Die PH bildet nicht nur angehende Lehrerinnen und Lehrer aus, sie hat in den vergangenen Jahren auch neue Bachelor-Studiengänge im Bildungsbereich geschaffen und bietet die Möglichkeit zur Promotion und Habilitation. Ergreife die Landesregierung jetzt keine Maßnahmen, um die anhaltenden strukturellen Finanzierungsdefizite im Rahmen des Hochschulfinanzierungsvertrages abzubauen und eine zukunftssichere Grundfinanzierung der Hochschulen sicherzustellen, werde sich die Lage an der PH deutlich zuspitzen – bis hin zu einem etwaigen Abbau von Studienplätzen und Studienangeboten, so Schweizer weiter.

Für die Hochschulen in Baden-Württemberg sei der Beginn eines finanziellen Ungleichgewichts das Ausbauprogramm der Hochschulen vor zehn Jahren gewesen, gab Rektor Dreher (DHBW) zu bedenken. „Der Ausbau ist gelungen, die Hochschulen haben ihren Teil umgesetzt – seitdem hat sich die Zahl der Studierenden an der DHBW verdoppelt, an der DHBW Ravensburg studieren derzeit 3.700 junge Menschen. Eine Zahl, die sich seit acht Jahren auf diesem hohen Niveau eingependelt hat.“ Die Finanzierung der Ausbaukurse sei allerdings bis heute teils nicht auf demselben Niveau wie die der etablierten Kurse – obwohl sie gleich ausgelastet und inzwischen genauso nachgefragt seien. „Rund ein Drittel der Kurse sind derzeit schlichtweg unterfinanziert. Wir fordern die solide Finanzierung aller Kurse gleichermaßen“, so Dreher weiter.

Große Hoffnung setzen die drei Rektoren in den „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“, den die Regierungschefs von Bund und Ländern im Juni dieses Jahres verabschiedet haben. Der Bund stelle von 2021 bis 2023 jährlich 1,88 Milliarden Euro und ab dem Jahr 2024 dauerhaft jährlich 2,05 Milliarden Euro bereit, berichtete der Parlamentarische Staatssekretär Dr. Meister. Die Länder steuerten zusätzliche Mittel in derselben Höhe zu, so dass durch den Zukunftsvertrag bis 2023 jährlich eine gemeinsame Milliardeninvestition in Höhe von rund 3,8 Milliarden Euro und ab 2024 jährlich insgesamt 4,1 Milliarden Euro zur Förderung von Studium und Lehre zur Verfügung stehen werde. Der Bund habe seine Hausaufgaben gemacht, jetzt seien die Länder gefordert, sagte Rektor Spägele. „Wir hoffen, dass das Geld dann auch tatsächlich bei den Hochschulen ankommt“, so Rektor Dreher. Dies sei in der Vergangenheit nicht immer der Fall gewesen.

Vorstellung verschiedener Forschungsprojekte

Mit insgesamt rund 11.000 Studierenden an den drei Hochschulen sei Ravensburg-Weingarten ein wichtiger Hochschulstandort, betonte Dr. Meister. Die Hochschulen lägen zwar in der alleinigen Zuständigkeit der Länder. Dennoch unterstütze der Bund im Rahmen seiner Möglichkeiten auch finanziell die quantitative und qualitative Verbesserung der Hochschulen. „In meinem Wahlkreis Ravensburg beispielsweise wurden in den vergangenen Jahren Einzelprojekte mit einer Summe von weit über 5 Millionen Euro gefördert“, berichtete der Bundestagsabgeordnete Axel Müller. Auch die vor Ort anfallenden BAföG-Kosten übernehme der Bund nun vollständig. „Wie ernst es uns damit ist, unterstreicht auch der Besuch des Parlamentarischen Staatssekretärs, Dr. Michael Meister“, so Müller weiter. „Persönlich habe ich mich sehr gefreut, dass wir unserem Gast zeigen konnten, dass auch kleine Hochschulen im ländlichen Raum für durchgängig hohe Qualität und herausragende Ergebnisse stehen. Hier ist jeder Euro aus dem Bundeshaushalt gut investiert."

Dies wurde auch bei dem anschließenden Rundgang durch eine kleine Ausstellung deutlich, in der aktuelle regionale Hochschul-Forschungsprojekte vorgestellt wurden. Dr. Meister und Müller zeigten sich beeindruckt von Projekten des IFB – Institut für Bildungsconsulting der PH wie beispielsweise dem Diagnose- und Förderzentrum Mathematik, dem Kompetenzzentrum Medien oder der Didaktischen Servicestelle Ernährungsbildung. Und sie staunten über den kommunikationsfähigen, lernenden, autonomen RWU-Roboter Kurt, der einkauft und aufräumt sowie über den intelligenten Rollator RABE für die stationäre Pflege und den gleichfalls im RWU-Institut für Künstliche Intelligenz in Kooperation mit dem Fachbereich Pflege entwickelten Ergonomietrainer, mit dem Pflegeauszubildende rückenfreundliches Arbeiten üben können.