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Pressemitteilung

„Weitet die Köpfe!“

Hochschulrektor Professor Dr. Thomas Spägele (links) und Kanzler Henning  Rudewig (rechts) danken Professorin Dr. Theresia Simon (mitte) für ihre Arbeit an der Hochschule Ravensburg-Weingarten.

Theresia Simon kam 2005 als Professorin für Betriebswirtschaftslehre an die Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) und baute den jungen Fachbereich Wirtschaftsinformatik mit auf. 2014 übernahm sie das Prorektorat für Studium, Didaktik und Qualitätsmanagement. Zum Ende des Sommersemesters 2020 verlässt Theresia Simon die RWU in den Ruhestand.

Zu ihrer Funktion als Prorektorin fallen meist zwei Schlagworte: Systemakkreditierung und Hochschuldidaktik. „Theresia Simon hat enorm viel für die Hochschule geleistet. Etliches davon wäre ohne sie, ohne ihre gewissenhafte und präzise Arbeit, nicht passiert“, sagt der Rektor der Hochschule, Professor Dr. Thomas Spägele. „Sie schreibt Anfang August noch Anträge, obwohl sie Ende August in Ruhestand geht – das allein sagt viel.“

Konsequenzen des eigenen Handelns in größeren Kontexten sehen

Bei all den verschiedenen Aufgaben als Prorektorin und Professorin – so hat sie im Lauf der Jahre 13 verschiedene Vorlesungen gehalten – gibt es eine übergeordnete Motivation, sozusagen eine gedankliche, sinnstiftende Klammer. Mit Theresia Simons eigenen Worten klingt das so: „Es geht um eine gesellschaftliche Verantwortung. Die bevorstehenden Umbrüche werden viel von uns abverlangen. Und wir müssen die junge Generation vorbereiten, gesellschaftlicher Zusammenhalt fällt nicht vom Himmel.“

Sie belässt es nicht bei frommen Wünschen, sondern fragt im nächsten Schritt, wie das gehen kann. Auch die Antwort darauf folgt umgehend: „Weitet die Köpfe! Wir müssen interdisziplinäres, vernetztes Denken lehren. Unsere Studierenden müssen über die Grenzen ihres Gebiets hinausdenken können, die Konsequenzen des eigenen Handelns in größeren Kontexten sehen. Und am besten geht das mit Projekten. Nur mit Reden kriegen wird das nicht in die Köpfe.“ Man habe bereits eine Chance verpasst, was ökologische Herausforderungen angehe, so Theresia Simon, das dürfe nicht wieder passieren mit sozialen Herausforderungen.

Den Sinn fürs große Ganze schätzen auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Sie hat nicht nur einen exzellenten Blick für fachliche Belange, sondern immer auch für die Personen dahinter. Sie ist eine kreative Ideengeberin,“ sagt Dr. Mareike Schad, die an der RWU im Qualitätsmanagement tätig ist.

Vielfalt als Bereicherung sehen

Die Einführung eines professionellen Qualitätsmanagements an der Hochschule, die Theresia Simon gleich zu Beginn ihres Prorektorates zu verantworten hatte, war ein wesentlicher Schritt zur Systemakkreditierung. Zuvor wurden Studiengänge einzeln von externen Agenturen akkreditiert. Durch die Systemakkreditierung der Hochschule als Ganzes im Jahr 2016 kann diese seither eigenverantwortlich ihre Studiengänge weiterentwickeln und damit flexibler auf veränderte Anforderungen reagieren.

Zweieinhalb Jahre waren von der Antragstellung bis zur Akkreditierung vergangen, viele Aufgaben, unzählige Arbeitskreise. „Die Entscheidung damals war richtig, der Aufwand hat sich gelohnt“, resümiert Theresia Simon. „Es war ein großer Schritt für die zukunftsfähige Ausrichtung unserer Hochschule.“

Das zweite eingangs genannte Arbeitsfeld, das mit dem Prorektorat von Theresia Simon in Verbindung gebracht wird, ist der Ausbau der Hochschuldidaktik. Wie auch mit der Systemakkreditierung und dem damit verbundenen Qualitätsmanagement, rannte sie mit diesem Thema nicht nur offene Türen ein, musste Überzeugungsarbeit leisten. Doch sie folgte damit nicht einer Mode oder einer von außen an sie herangetragenen Forderung, sondern der eigenen Gewissheit, das Richtige zu tun.

Sie trieb Fördermittel ein, die den Ausbau des Didaktik-Teams ermöglichten. „Der Professor, der vorne steht und liest, das ist doch nicht mehr unsere Realität“, so Theresia Simon. Längst herrsche eine große Vielfalt an Lehr- und Lernszenarien vor. Und wer sich diesen Veränderungen nicht aktiv stellt, ist sie sich sicher, verliert. Die Betonung liegt auf Vielfalt, sei es bei den Bildungsbiografien der jungen Menschen wie auch bei den Methoden der Wissensvermittlung. „Wir müssen die Vielfalt als Chance, als Bereicherung sehen.“

Risiken als Möglichkeiten zur Veränderung

Das zurückliegende Corona-Semester ist für sie dabei weniger Ursache als vielmehr Katalysator einer Veränderung. Und sie zitiert einen Satz ihres eigenen Professors, der ihr im Sinn geblieben ist: „Risiken sind Chancen für Metamorphosen.“ Digitale Formate sollen Präsenzlehre nicht ersetzen, sondern bereichern. Schließlich verlassen die Absolventinnen und Absolventen die Hochschule in eine Arbeitswelt, in der virtualisierte Kontexte alltäglich sind. Und die Schüler, die an der Hochschule ankommen, bringen diese Vorerfahrung bereits mit.

Das Corona-Semester bezeichnet Theresia Simon allenfalls in Bezug auf die Quantität der anfallenden Arbeit als „besonders“. Inhaltlich, sagt sie, „waren wir vorbereitet. Ich wusste das läuft.“ Dem Team der Hochschuldidaktik kam in der kurzfristigen Umstellung auf Online-Lehre im März und April dieses Jahres eine wichtige Rolle zu. „Die Chefin“, wie Theresia Simon von ihrem Didaktik-Team anerkennend genannt wird, „hat mit dem schon vor Jahren begonnenen Ausbau der digitalen Lehre zur langfristigen Profilierung der RWU beigetragen“, sagen Jochen Weißenrieder und Martin Preußentanz. Sie agiere dabei nie aus einem Profilierungsdrang heraus, sondern immer mit dem Ziel, die Hochschule als Ganzes zu stärken.

Bildlich fasst das der Rektor Thomas Spägele mit dem Verweis auf die Gartenliebhaberin zusammen: „Sie behandelt die Hochschule wie einen Garten. Es wird abgeschnitten, was nicht gut ist. Aber sie sieht alle Pflanzen, auch die kleinen, die werden gehegt und gepflegt.“ Theresia Simon wird nach dem offiziellen Ende des Sommersemesters am 1. September mehr Zeit haben für ihren eigenen Garten. Von der Hochschule wird sie dennoch nicht ganz loskommen: „Natürlich werde ich die RWU weiterverfolgen, interessiert und manchmal vielleicht auch schmunzelnd.“

Text: Christoph Oldenkotte

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